Prof. Ludwig Wappner (rechts) bei seinem Besuch im Haus der Architektur Köln.

Kann man Sicherheit im öffentlichen Raum planen und bauen?

Prof. Ludwig Wappner ist mit seinem Münchner Büro Allmann Sattler Wappner Architektur seit 2011 mit der Planung der Domumgebung befasst. Auf Einladung der Bürgergemeinschaft Altstadt sprach er am 26. April 2016 im Haus der Architektur Köln bei einer Veranstaltung im Format „Jeden Dienstag 19 Uhr – eine Stunde Baukultur“ über den Zusammenhang zwischen gebautem öffentlichen Raum und Sicherheit.

Nach einer historischen Herleitung des Begriffs „öffentlicher Raum“ als einer Keimzelle der modernen Gesellschaft und der damit verbundenen Notwendigkeit eines für die breite Allgemeinheit nutzbaren öffentlichen Raumes verdeutlichte er anhand vieler Beispiele die Möglichkeiten, mit denen Architektur und Stadtplanung die Qualität des öffentlichen Raumes positiv aber auch negativ beeinflussen kann. Ungeachtet der Einflussmöglichkeit durch planerischen und baulichen Maßnahmen sieht er die Verantwortlichkeit im Hinblick auf die Sicherheit im öffentlichen Raum zunächst bei der Gesellschaft. Wie möchte man in der Stadtgemeinschaft zusammen leben, was ist man selbst bereit, dafür zu geben, welche Freiräume räumt man dabei auch anderen ein? So sprach er sich deutlich für gemischt genutzte Quartiere aus (und lobte dabei Köln) und gegen die zunehmende Abschottung, wie sie z.B. in gated communities und durch eine Gentrifizierung praktiziert wird.

Was die baulichen Einflussmöglichkeiten betrifft, spricht er sich z.B. durch den Rückbau des mit dem überalteten Modell einer „autogerechten Stadt“ einhergehenden Flächenverbrauchs durch den motorisierten Verkehr aus – zugunsten der entschleunigten, per Fuß und Fahrrad nutz- und erlebbaren Stadt. Hierzu zeigte er Beispiele u.a. aus München (Stachus und Marienplatz), wo sein Büro bei der Neugestaltung von Plätzen und unterirdischen Verteilerflächen die Orientierung stärkte, Sichtachsen ermöglichte, die Wegeführung nachvollziehbar machte und den öffentlichen Raum grundsätzlich von Sekundärarchitektur – wie er Verkaufs- und Werbeflächen, technische Einbauten, Abpollerungen etc. nannte – entrümpelte. Eine besondere Aufmerksamkeit sei der nicht nur an der DIN orientierten, sondern durchaus helleren Beleuchtung des öffentlichen Raumes zuzumessen, um in Verbindung mit heller Farbgebung und robusten Materialien wieder freundliche Stimmungen zu erzeugen und zum Verweilen, Nutzen und Durchqueren öffentlicher Räume einzuladen. Dunkle und der sozialen Kontrolle entzogene Rückzugsräume ziehen eine Nutzung an, die bestenfalls durch Verschmutzung und Gerüche in Mitleidenschaft gerät, schlimmstenfalls aber auch zur Gefährdung von Personen führt. Der vielfach bemühte Begriff des Angstraumes sei dabei nicht primär durch den Raum bedingt, sondern durch den Grad der Sozialisierung seiner Nutzer.

Frau Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes Köln, ergänzte die Ausführungen durch weitere Hinweise im Kölner Kontext z.B. zu Beleuchtungskonzepten. Als eine große, noch zu leistende Herausforderung benannte Sie auch die Umgestaltung der Johannisstraße, die den Breslauer Platz mit der Trankgasse und somit der Altstadt fußläufig verbindet, jedoch seit langer Zeit in einem desolaten Zustand ist. Hier sei insbesondere die Mitwirkung der Bahn gefragt, da die Konstruktionen des hier unterquerten Hauptbahnhofes kaum bauliche Maßnahmen zulassen.

Informationen von Allmann Sattler Wappner zum Projekt „Domumgebung Köln“: http://www.allmannsattlerwappner.de/#/de/projekte/detail/153/