Aus der üblichen einen Stunde Baukultur wurden dann doch zwei, so groß war der Diskussionsbedarf bei der hdak-Veranstaltung am 15. November 2016 mit dem Wohnsoziologen Prof. Dr. Tilman Harlander von der Universität Stuttgart. Das Thema lautete „Wohnraum für alle. Vielfalt und soziale Mischung der Stadtgesellschaft“.
In einem ausführlichen Vortrag skizzierte er zunächst die Historie der Wohnungsbaupolitik in Deutschland und unterzog die Zielformulierungen, Instrumente und Ergebnisse einer kritischen Überprüfung. Er ging dabei auf viele unterschiedliche Faktoren ein: gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Herausforderungen, politischer Wille und staatliche Förderung, Bevölkerungsentwicklung und Migration, Marktmechanismen, Wohngemeinnützigkeit, Akteure, Bauträger- und Bauherrenmodelle, Wohneigentum und Miete, Flächenverbrauch pro Kopf, Innen- und Außenentwicklung, Bau- und Nebenkostenentwicklung, Grund- und Bodenpolitik, Vergabeverfahren.
Vor dem Hintergrund seiner langjährigen Erfahrung in Lehre, Forschung und als bundesweit gefragter Berater illustrierte er seine Schlussfolgerungen mit vielen Praxisbeispielen und Pilotprojekten vor allem aus Freiburg, Tübingen, Stuttgart, Zürich und Wien. Für den Vortrag hatte er sich zudem mit vielen aktuellen Zahlen und Beispielen aus Köln vertraut gemacht und setzte diese in den übergreifenden Kontext.
Inhaltlich setzte er sich nachdrücklich für eine hohe gesellschaftliche und soziale Mischung und Vielfalt in allen Maßstabsebenen von der Stadt über das Quartier bis in den Block hinein ein. Um dies zu erreichen, müsse die Stadtentwicklungspolitik neben dem grundsätzlich auszuweitenden Engagement für bezahlbaren Wohnraum auch auf eine kleinteilige Körnung des Städtebaus ausgerichtet sein, wobei er die Entwicklung des Kölner Clouth-Quartiers und die Vergabe an eine Vielzahl unterschiedlicher Investoren und Baugruppen als positives Vorbild hervorhob.
Nach dem Vortrag stellte er sich den Fragen von Burkard Dewey (stv. hdak-Vorsitzender) und dem fachlich bereits gut informierten Publikum.
Die Veranstaltung wurde nicht aufgezeichnet, wir können jedoch zum Nachlesen ein Interview im ähnlichen thematischen Kontext empfehlen, das Prof. Dr. Harlander dem Deutschlandfunk im Januar 2016 gab:
Des weiteren ist eine Publikation zu empfehlen, die 2012 von ihm, Gerd Kuhn und der Wüstenrot Stiftung herausgegeben wurde:
Soziale Mischung in der Stadt: Case Studies – Wohnungspolitik in Europa – Historische Analyse.
Die Veranstaltung des hdak fand in Kooperation mit der Stadtbibliothek Köln in deren Reihe „wissenswert – Gespräche am Puls der Zeit“ in der Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof statt.
